Wann ist eine Reinke Ödem Operation indiziert
Indikationen zur Operation eines Reinke Ödems:
- Heiserkeit, tiefe Stimme
- Verengung des Atemweges
- Paralleles Auftreten von Reinke Ödemen und Leukoplakien
Beim Reinke Ödem liegt eine meist spindelförmige Auftreibung der gesamten Stimmlippe vor. Dabei kann das Reinke Ödem einseitig, meistens jedoch beidseitig auftreten.
Während die Stimmstörung beim Reinke Ödem nur in den Frühstadien durch Stimmtherapie kompensiert werden kann, wird aufgrund der erheblichen Heiserkeit bei mittleren und größeren Reinke Ödemen fast immer eine Operation empfohlen.
Die Indikation für einen stimmchirurgischen Eingriff wird anhand subjektiver als auch objektiver Beschwerden bzw. Einschränkungen gestellt. Im Vordergrund steht dabei eine mehr oder weniger deutliche bis erhebliche Heiserkeit, die durch die gestörte Schwingungsfähigkeit der Stimmlippen hervorgerufen wird.
Meist steigt der Heiserkeitsgrad mit der Größe des Ödems.
Es leiden insbesondere Frauen unter der erheblichen Absenkung der mittleren Sprechstimmlage. Sie werden häufig am Telefon für einen Mann gehalten.
Eine weitere Indikation zur Operation eines Reinke Ödems ist die Obstruktion des Atemweges mit einhergehender Kurzluftigkeit. Bei großen Reinke Ödemen kann der Atemweg so stark beeinträchtigt sein, dass ein auffälliges Einatmungsgeräusch (inspiratorischer Stridor) hörbar wird. Wenn Patienten in diesem Zustand eine schwere Atemwegsinfektion erleiden, eine Bronchitis oder gar eine Bronchopneumonie, kann eine schwere Ventilationsstörung bzw. Atemwegsverengung eintreten. In diesem Fall stellt sich die operative Indikation, also die Notwendigkeit einer Operation aufgrund der erheblichen Dyspnoe (Kurzluftigkeit).
Eine Operation wird auch notwendig, wenn Reinke Ödeme und weißliche Veränderungen an der Stimmlippenoberfläche, so genannte Leukoplakien gleichzeitig auftreten.
Obwohl das Reinke Ödem keine Präkanzerose darstellt, ist jedoch die Leukoplakie als mögliche Vorstufe einer bösartigen Erkrankung anzusehen. Im Falle eines parallelen Auftretens von Reinke Ödemen mit aufgelagerten Leukoplakien sollte ebenfalls die Indikation zur Operation gestellt werden.
Reinke Ödem vor der OP
Reinke Ödem nach der OP
Sprachaufnahme: Reinke Ödem vor OP
Sprachaufnahme: Reinke Ödem nach OP
Wie wird eine Reinke Ödem Operation durchgeführt?
Da es sich beim Reinke Ödem um eine Erkrankung des Subepithelialraumes handelt, also um eine Erkrankung der Gewebeschicht unterhalb der Stimmbandoberfläche, ist eine Operationsmethode erforderlich, bei der ein Zugang zu den tiefer liegenden Gewebeschichten ermöglicht wird.
Bei der von Dr. Wohlt favorisierten Operationstechnik handelt es sich um eine sogenannte plastische Rekonstruktionsoperation der Stimmlippen, bei welcher die erkrankten Stimmbänder so operiert werden, daß möglichst seitengleiche schwingungsfähige Stimmlippenkörper entstehen. Nur so ist eine angenehme, klangvolle Stimme zu erzielen. Dabei wird zunächst der Stimmlippenkörper in seiner Länge vorsichtig eröffnet und die überschüssige gallertartige Flüssigkeit des Reinke Ödems vorsichtig herausgelöst.
Dieses geschieht meist mit Mikroinstrumenten und einem Mikrosauger. Wenn nach Entfernen überschüssiger Reinke Ödem Anteile die Stimmlippe die nach Einschätzung des Operateurs gewünschte Form erhalten hat, wird überschüssiges Epithel, das heißt überschüssige Deckhaut des Stimmlippenkörpers vorsichtig mikrochirurgisch entfernt. Dabei macht sich der Operateur häufig Techniken der plastischen Chirurgie (Keilexzision, Z-Plastik usw.) zu eigen. Danach erfolgt die plastische Deckung durch Druckkompression.
Von der Verwendung von Gewebeklebern, auch in verdünnter Form ist abzuraten, da es dabei häufig zu Verklebungen und infolgedessen zu Vernarbungen kommen kann. Die Druckkompression ist aufgrund des körpereigenen Fibrins meist vollkommen ausreichend für eine plastische Deckung des Gewebedefektes.
Reinke Ödem vor der OP
Reinke Ödem nach der OP
Wie verläuft die postoperative Phase bei einer Reinke Ödem Operation?
Nach erfolgter Operation sollte eine 10-14 tägige Stimmruhe unbedingt eingehalten werden. In dieser Phase erfolgt die Wundheilung und die sogenannte Reepithelisierung von kleineren Gewebedefekten.
Die Stimmruhe ist in dieser Zeit streng einzuhalten, auch Flüstern ist nicht gestattet. Selbstverständlich sollte in der Wundheilungsphase ebenfalls auf das Rauchen gänzlich verzichtet werden. Auch der Konsum von Alkohol ist in dieser Phase aufgrund der damit verbundenen Blutungsgefahr zu unterlassen.
Nach Abschluss der Stimmruhephase sollte eine intensive stimmtherapeutische Arbeit mit einem spezialisierten Therapeuten erfolgen.
Dies ist grade in der postoperativen Phase wichtig, da sich bei Patienten mit Stimmlippenödemen erhebliche vokale Druckmuster über lange Jahre aufgebaut haben.
Diese Druckmuster stehen dem Patienten postoperativ beim Erreichen einer klangvollen Stimme im Weg. Daher sollte eine Stimmübungsbehandlung stets im Anschluss an eine Reinke Ödem Operation erfolgen. Die Dauer der Therapie ist vom individuellen Ansprechen auf die Übungsbehandlung abhängig zu machen.
Besondere Hinweise zur Operation von Reinke Ödemen
Im Zusammenhang mit der Reinke Ödem Operation ist insbesondere vor einer veralteten Operationsmethode zu warnen. Es handelt sich dabei um das sogenannte „Stripping“, bei welchem die erkrankte Schleimhaut vom Stimmlippenköper mit einem Zängelchen abgezogen wird.
Diese früher sehr häufig verwendete Methode wird bedauerlicherweise auch heute noch oft angewendet.
Da bei dieser Methode die schwingungsfähige Schleimhaut fast vollständig entfernt wird und damit auch die klangbildende Matrix des Stimmlippenkörpers, resultiert postoperativ eine raue, brüchige und oft sehr unschöne Stimme.
Auch das vollständige Entfernen mit Mikroscherchen gehört zu diesen veralteten Operationsmethoden.
Zwar bemüht man sich hier um einen glatten Stimmlippenrand; das Entfernen der schwingungsfähigen Flüssigkeit führt jedoch auch in diesem Fall zu einem Verlust der Klangschönheit der Stimme. Es bleibt auch hier eine brüchige, meist unschöne Stimme zurück.