Wann ist die Operation bei einer Stimmbandleukoplakie indiziert?
Die Indikation zur Operation bei Stimmbandleukoplakie ist immer dann gegeben, wenn eine circa 10-tägige antientzündliche Therapie nicht zu einer Rückbildung der weißlichen Beläge geführt hat. Es sollte dann auf jeden Fall eine histologische Gewebeuntersuchung des leukoplakischen Areals erfolgen. Daher ist dem Patienten unbedingt zu vermitteln, dass er sich aus Sicherheitsgründen einer stimmchirurgischen Operation unterziehen muss, da sich aus einer möglicherweise bösartigen Stimmbandleukoplakie ein Kehlkopfkrebs entwickeln kann.
Gelegentlich treten bei Patienten mit chronischen Kehlkopfentzündungen wiederholt leukoplakische Veränderung der Stimmlippen auf. Hier sollte regelmäßig zu einer Kontrollbiopsie des Befundes geraten werden. Denn: von einem einmal unauffälligen histologischen Ergebnis in der Vergangenheit kann nicht auf ein ebenfalls unauffälliges histologisches Ergebnis in der Zukunft geschlossen werden. Jede neu aufgetretene Stimmbandleukoplakie muss erneut für sich bewertet werden und bedarf daher einer aktuellen Begutachtung.
Stimmbandleukoplakie vor OP
Stimmbandleukoplakie nach OP
Wie wird eine Stimmbandleukoplakie operiert?
Bei einer Stimmbandleukoplakie handelt es sich primär um eine Erkrankung der oberflächlichen Stimmlippenschleimhaut. Es kann jedoch auch ein Wachstum in die tieferen Schichten der Stimmlippe erfolgen.
Will der Stimmchirurg nun sowohl den möglicherweise bösartigen Befund sicher entfernen, gleichzeitig dem Patienten eine weitgehend gute Stimme erhalten, muß er eine Operationsmethode wählen, bei welcher er die Leukoplakie vom gesunden Stimmlippengewebe ohne großen Gewebeverlust trennen und entfernen kann.
Eine großflächige Gewebeentfernung der Stimmbandleukoplakie im gesunden Gewebe würde bedeuten, dass schwingungsfähiges Schleimhautgewebe aufgrund von Sicherheitsüberlegungen geopfert werden muss. Dies geht meist mit einer erheblichen, oft irreversiblen Stimmverschlechterungen einher. Dies läßt sich immer wieder nach Operationen mit dem Laser beobachten.
Um den Gewebeverlust bei der Entfernung von Stimmlippenleukoplakien möglichst gering zu halten, hat sich die Methode der „Hydrodissektion“ bewährt. Bei dieser Methode wird mit einer feinen gewinkelten Kanüle eine mit einem blutstillenden Zusatz versehenden Kochsalzlösung unter die leukoplakische Veränderung injiziert. Auf diese Weise hebt sich die Läsion vom gesunden Stimmlippengewebe ab und kann mikrochirurgisch entfernt werden. Auf diese Weise wird möglichst wenig gesundes Gewebe mitentfernt.
Sollte allerdings die leukoplakische Veränderung bereits in tiefere Gewebeschichten der Stimmlippe eingewachsen sein, ist eine Hydrodissektion nicht mehr möglich. In dem Fall ist fast immer eine umfangreichere Gewebeentfernung erforderlich, um den invasiv wachsenden Prozess erfolgreich zu behandeln.
Stimmbandleukoplakie vor OP
Stimmbandleukoplakie nach OP
Wie verläuft die postoperative Phase bei der Operation einer Stimmbandleukoplakie?
Nach der Operation einer Stimmbandleukoplakie sollte eine circa 10-tägige Stimmruhephase eingehalten werden. In dieser Zeit erfolgen die Wundheilung und die Reepithelisierung. Unter Reepithelisierung versteht man die Neubildung der feinen Deckschicht über dem Wundbereich.
Die Stimmruhezeit sollte unbedingt eingehalten werden, um Wundheilungsstörungen und ggf. Vernarbungen zu vermeiden. Darüber hinaus sollte in dieser Zeit das Rauchen eingestellt und auf den Genuss von Alkohol aufgrund der damit verbundenen Blutungsgefahr verzichtet werden.
Nach der Stimmruhephase sollte eine intensive, hochqualifizierte stimmtherapeutische Behandlung bei einem auf Stimmstörungen spezialisierten Therapeuten durchgeführt werden.
Da es in den meisten Fällen gelingt, eine oberflächliche Stimmlippenleukoplakie im Rahmen einer plastisch-rekonstruktiven Operationsmethode so zu operieren, dass ein guter Stimmklang erhalten bleibt, führt in der Folge die stimmtherapeutische Maßnahme meist zu befriedigenden Stimmklangergebnissen.
Fettimplantation bei Stimmlippeninsuffizienz nach Tumor-OP
Sollte aufgrund eines ausgedehnten Tumorbefalls der Stimmlippen eine umfangreiche Gewebeentfernung notwendig geworden sein, wird man in der Folge mit einer erheblichen Stimmstörung rechnen müssen. Aufgrund des Fehlens der schwingungsfähigen Schleimhaut können sich die Stimmlippen bei der Tongebung nicht mehr vollständig schließen. Es resultiert eine stark behauchte bis tonlose Stimme.
Sollten in einem solchen Fall stimmtherapeutische Übungen keinen ausreichenden Erfolg bringen, können stimmverbessernde Operationen notwendig werden. Hier bietet sich beispielsweise eine Unterfütterung der betroffenen Stimmlippe mit körpereigenem Fettgewebe an. Die diesbezüglichen phonochirurgischen Möglichkeiten werden ausführlich auf der Seite OP Stimmlippeninsuffizienz nach Tumor-OP dargestellt.